Chumphon: Entdeckung eines verborgenen Juwels

Chumphon! „Hast du schon mal von dieser Provinz im Süden Thailands gehört?“, fragt mich mein Mann. Auf der Touristenlandkarte der klassischen Thailand-Reisenden ist sie eher nicht zu finden, denn diese Region wird meist nur als "Tor zum Süden" genutzt. Von hier gibt‘s tägliche Fährverbindungen zu den vorgelagerten Inseln Koh Tao, Koh Phangan und Koh Samui. Doch genau das Unbekannte reizt mich. Und so beschließen wir spontan: Wir machen einen Roadtrip durch Chumphon!
Schöner als entlang der "Scenic Route" kann unser Trip nicht starten: vorbei geht’s an pittoresken "Fishing Villages", urigen Stränden und saftig grünen Kokosnuss- und Kautschukplantagen. Teilweise überkommt einen das Gefühl, als wäre die Zeit stehen geblieben. Wir nehmen uns bewusst Zeit und nutzen hier und da die Gelegenheit, auszusteigen und unsere Gedanken schweifen zu lassen. An einem Stopp erblicken wir etwas Einzigartiges, was es sonst nirgendwo in Thailand gibt: Sanddünen!
„Wow“. Staunend stehen wir vor dieser wüstenartigen Landschaft, die mich spontan an Sylt erinnert. Die hohen, ausgedehnten Dünenfelder wurden über Jahrtausende hinweg durch natürliche geologische Prozesse geformt. Unter anderem durch Grenzüberschreitungen, den Rückgang des Meeres sowie durch starke Winde, Sandverwehungen und Schwerkraft. Das wollen wir uns genauer ansehen! Also nichts wie hoch hinauf, auch wenn es teilweise steil ist, doch es lohnt sich. Oben erwartet uns eine spektakuläre Strandlandschaft ganz für uns allein, in der man sich regelrecht verlieren kann.
Wat Kaeo Prasert
Weiter südlich liegt in unmittelbarer Nähe ein interessanter thai-chinesische Tempel. Erster Blickfang: eine von unzähligen Steinmönchen gesäumte endlos lange Treppe. Im gegenüberliegenden Wald befindet sich ein Himmel- & Höllengarten. Die Buddhisten glauben zwar an die Wiedergeburt der Seele. Aber sie sind auch davon überzeugt, dass es zwischen den einzelnen Inkarnationen Zeiträume gibt, in denen die Seelen entweder im himmlischen Reich oder an einem grässlichen höllenähnlichen Ort verweilen. Mehrere Skulpturen symbolisieren auf recht eindrückliche Weise, was einen Menschen nach dem Tod erwarten könnte, wenn er kein moralisches und gutes Leben geführt hat...!!
Thung Maha Bay Viewpoint
Direkt hinter dem Tempel führt eine ungepflasterte Straße bis zur Spitze des Berges. Doch Vorsicht! Der Schotterweg ist schmal und stellenweise sehr steil. Kurzes Herzklopfen, als wir mit den Hinterrädern unseres Motorrollers wegrutschen. Oben angekommen, begrüßt uns ein 10 Meter hoher „Big Buddha“, der auf einer rosafarbenen Lotusblüte thront. Es ist fast so, als würde er seine schützende Hand über uns legen und uns segnen - ein echter Gänsehautmoment.
Heilige Tropfsteinhöhle "Tham Yai Ai"
Weiter geht's gen Süden zu einem Waldkloster, das sich - man glaubt es kaum - inmitten einer Tropfsteinhöhle befindet. Etwas derart Mystisches habe ich selten gesehen. Der Höhlentempel, von Einheimischen "Saena Sana Monastery" genannt, befindet sich direkt hinter dem Ao Yai Ai Beach an einer Meeresmündung. Wunderschön ist es hier. Knorrige Mangrovenäste ragen aus dem smaragdgrünen Wasser und strecken sich der Sonne entgegen; an einer Holzhütte sitzt ein junger Mönch in orange-rötlicher Kutte auf einer Bank und streichelt fast schläfrig eine getigerte Katze. Goldene Buddhastatuen säumen den Uferweg, der uns geradewegs auf das heilige Territorium führt.
Im Innern der Monastery bin ich schier überwältigt. Mehrere Gebetsstätten, Buddha-Figuren und Kreuzgänge sind über das Höhlenlabyrinth verteilt, das in seinem Innern von Stalagmiten und Stalagtiten übersät ist - allesamt Zeugen uralter, vergessener Geschichten. Irgendwo steht sogar ein Haus zwischen den Felsspalten. Ein Haus! Es ist, als erlebte ich gerade eine Art "secret journey" durch ein Höhlen-Wunderland.
Laem Thaen Peninsula
Auf unserer Straßenkarte entdecke ich eine Halbinsel und will mehr darüber wissen. „Komm‘ – lass uns da noch hinfahren,“ rufe ich meinem Mann zu. Zum Chillen ist dieses Fleckchen wunderbar geeignet, und wie wir vor Ort erfahren, ist dies auch ein beliebter Pilgerort für Fans des Könighauses. Auf einem mehrstufigen Sockel erhebt sich eine Statue des Prinzen von Chumphon. Majestätisch steht er da, in seiner ganzen in Bronze gegossener Pracht: der 28. Nachkomme von König Rama V.
Mittagszeit. Die Sonne brennt gnadenlos vom wolkenlosen, tiefblauen Himmel, als wir in Richtung Ao Bo Mao Bay rollen. Langsam haben wir Hunger, und eine eiskalte Erfrischung wäre jetzt auch nicht schlecht. Doch Speis' und Trank müssen noch warten. Denn mitten auf der "Scenic Road 4004" entdecke ich noch ein besonders faszinierendes Motiv.
Fischerhafen am Bang Mun-Fluss
Unterhalb einer Brücke liegen rund drei Dutzend knallbunte Fischkutter vor Anker, kreuz und quer durcheinandergewürfelt. So als wären sie schnell hingeworfene Farbklekse auf einer Malerpalette. Einige Männer mit tiefbraunen, wettergegerbten Gesichtern wiegen den Fang des Tages auf einer uralten rostigen Waage, andere reparieren in aller Ruhe zerrissene Netze oder dösen in Hängematten dem Nachmittag entgegen. Tief atme ich die salzige Meeresluft ein, die sich mit dem maritimen Geruch von frisch gefangenem Fisch und Meeresfrüchten verbindet.
Jetzt hätte ich große Lust auf frisch gebratenen Fisch, doch wir entscheiden uns dann doch für typisches Thai Food. Am Wegesrand entdecken wir ein charmantes Lokal, wo nur Einheimische einkehren. Spezialität: die beste "Boat Noodle Soup" in der gesamten Provinz. Ich sag's ja: Chumphon ist in jeder Beziehung ein echter Geheimtipp.
Deshalb wäre es viel zu schade, diese Destination nur als "Gateway to the South" zu nutzen, um auf die von Touristen überlaufenen Inseln im Golf zu reisen. Hier findet man tatsächlich noch das, was den Sehnsuchtsort eines jeden Reisenden ausmacht: das ursprüngliche Thailand! Wer die paradiesischen Naturstrände, farbenfrohen Fischerdörfer, quirligen Märkte und kulturellen Attraktionen im Urwald und in Höhlen einmal erlebt hat, der weiß:
Chumphon ist noch eines der letzten verborgenen Juwelen in der unendlich großen Schatzkammer des thailändischen Königsreichs.
Mehr von Nathalie lest ihr in ihrem Thailand Lifestyle Reiseblog.