Menschenleerer Sandstrand, trockene Savanne und dichte Mangrovenwälder. Koh Phra Thong, eine Insel in der Andamanensee im Süden Thailands, empfängt ihre Besucher mit spannender Vegetation und famosen Naturerlebnissen. Drei Tage habe ich bei den Moken verbracht und bei den ehemaligen Seenomaden auf einmal ein ganz anderes Thailand kennengelernt.
Hühner laufen frei herum, neugierig begrüßen mich einige Hunde und auch meine Gastgeberin Noi heißt mich herzlich willkommen. Ankunft in Tung Dap, einem kleinen Moken-Dorf, meinem Zuhause für die nächsten Tage.
Routiniert öffnet Noi eine Kokosnuss, lässt das schwere Messer immer wieder auf die hölzerne Frucht hinabsausen. So lange, bis sich diese schließlich geschlagen gibt und das gesunde Kokoswasser herauströpfeln lässt. Ein erfrischender Willkommenstrunk, auf den bald auch kulinarische Leckereien folgen. Erstaunlich vielseitig fallen die Mahlzeiten aus, dreimal am Tag gibt es etwas auf die Gabel - zubereitet aus allem, was Feld, Wald und Wiese hergeben. Fisch und Meeresfrüchte sind natürlich auch immer dabei, schließlich liegt das Meer direkt vor der Tür.
Romantik und Robinson-Feeling
Genau dorthin, ans Wasser, geht es dann auch gleich am Nachmittag. Ein alter Traktor, das übliche Transportmittel auf der Insel, bringt uns zum Strand, wo die Farben der Natur für verträumte Postkartenmotive sorgen. Am menschenleeren Küstenstreifen kommt glatt ein bisschen Robinson-Feeling auf. Später leuchtet der Sand dann golden in der untergehenden Abendsonne - romantische Momente an der Andamanensee. Während ich mir ein erfrischendes Bad in den Fluten gönne, legen die Moken-Jungs geschickt ein Netz aus und es dauert gar nicht lange, bis sie es mit ein paar Fischen wieder aus dem Wasser ziehen, der frische Fang wird das anstehende Abendessen bereichern. Plötzlich taucht eine große Krabbe im flachen Wasser auf und vor den scharfen Scheren haben selbst die naturerprobten Burschen Respekt.
Vor langer Zeit aus China gekommen
Hunderte von Jahren ist es her, dass die Moken aus China in die Region kamen, heißt es. Sie selbst können es nicht wissen, schriftliche Aufzeichnungen kennen sie bislang nicht. Ihr Wissen geben sie stattdessen mündlich von Generation zu Generation weiter und das rettet ihnen manchmal sogar das Leben. Die ehemaligen Nomaden können die Zeichen der Natur nämlich deuten wie kaum jemand sonst. Als Ende 2004 der furchtbare Tsunami viele tausend Menschen in den Tod riss, waren es die Moken, die früh genug die auf die Naturkatastrophe hinweisenden Anzeichen deuteten und sich rechtzeitig in Sicherheit brachten.
Erholsamer Schlaf im Homestay
Nachts prasselt der Regen auf das Dach des auf Holzpfählen errichteten Hauses, doch kriege ich davon kaum etwas mit, so gut schlafe ich auf meiner Matratze. Dass im Moken-Dorf Tung Dap kein Luxus zu erwarten ist, versteht sich, aber gemütlich ist es allemal. Die natürliche Klimatisierung sorgt für eine angenehme Nachtruhe, durch Ritzen im Boden und an den Seiten des Gebäudes zirkuliert die Luft im Raum. Keine Klimaanlage könnte für erholsameren Schlaf sorgen, so kann es am nächsten Morgen ausgeruht weitergehen - neue Abenteuer warten schließlich auf Koh Phra Thong!
Naturerlebnisse auf Koh Phra Thong
Dugongs (Seekühe) oder Sambars (Pferdehirsche) gehören zu den größeren Tiere, die in der Region beheimatet sind. Leider ist es jedoch kaum möglich, sie in natura zu sehen, sie sind entweder ziemlich scheu oder mittlerweile sehr selten. Für mich ist es jedoch nicht minder faszinierend, viele der kleineren Lebewesen auf der Insel aufzuspüren. Ein ulkiges Tier, ich kannte es bis dahin nicht, ist zum Beispiel der Schlammspringer. Bei dem Burschen mit den hervorstehenden runden Augen handelt es sich um einen Fisch, der kurioserweise am liebsten an Land lebt.
Spannend ist auch die Exkursion in den Wald und in die Savannenlandschaft. Die Moken-Jungs wissen natürlich genau, wo die Vögel ihre Lieblingsplätze haben und so entdecken wir den einen oder anderen Adjutant-Storch, der hoch oben im Baum sitzt. Und noch viel weiter entfernt, ganz oben am Himmel, kreisen immer wieder Brahminenweihe, große Greifvögel mit mächtigen Spannweiten.
Kulturelle Einblicke
Kanom Jak ist ein traditionelles Dessert aus Kokosmilch und Reismehl, das, eingewickelt in Palmenblättern, geröstet wird. Neben der Herstellung dieser schmackhaften Süßspeise zeigt Noi, wie sie aus Palmenwedeln geschickt kleine Tierfiguren bastelt. Den kunstvollen Handgriffen meiner Gastgeberin entspringen lustige Naturprodukte - Spielzeug für die Moken-Kinder. Ebenfalls mit viel Geschick entstehen außerdem Tintenfischfallen, weitmaschige Netze, die eine wesentliche Rolle bei der Fischerei spielen - der Fang von Tintenfischen ist eine wichtige Einnahmequelle der Moken.
Rückkehr nach Kuraburi
Drei Tage auf Koh Phra Thong gehen zu Ende und die Insel hat sich mir als wahres Naturparadies gezeigt. Spannende Erlebnisse im Refugium der Moken und bemerkenswerte Einblicke in ihre Lebensweise sind das Ergebnis meines Aufenthaltes. Es war beinahe wie eine Reise in eine andere Welt, obwohl die Fahrt mit dem Boot vom Festland ja nur wenige Minuten dauert. Zumindest jedoch war es ein ganz anderes Thailand, was ich kennengelernt habe und in Erinnerung bleiben ganz sicher auch die kulinarischen Genüsse, mit denen mich meine Gastgeberin verwöhnt hat. Keine Frage, auch die authentischen und vielseitigen Gerichte gehören zu den Highlights meines Besuches bei den ehemaligen Seenomaden.