Wat Pho, Bangkok

Thailand: Ein Land voller Traditionen, Aberglaube und kultureller Feinheiten

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Thailand ist bekannt für seine atemberaubenden Landschaften, die köstliche Küche und seine reiche Kultur. Doch wer Thailand bereist, bemerkt schnell, dass hinter den schönen Stränden und lebhaften Märkten tief verwurzelte Traditionen und kulturelle Eigenheiten stecken, die dieses Land ebenso ausmachen. Werfen wir einen Blick auf einige Gewohnheiten und Bräuche, die Besucher:innen kennen sollten, um das Land und seine Menschen besser zu verstehen.

Thailändische Frau beim Wai

Die Kunst der Begrüßung

 

Der Wai dient in Thailand sowohl als Begrüßung oder Verabschiedung als auch Respektbezeugung . Er ist jedoch weit mehr als nur ein Händedruck-Ersatz, auch zum Zeichen besonderen Dankes oder als Geste der Entschuldigung wird er genutzt. Beim Wai, der normalerweise von einem freundlichen Gruß „Sawasdee Ka“ (für Frauen) oder „Sawasdee Krap“ (für Männer) begleitet wird, legt man die Hände vor der Brust zusammen und verneigt leicht den Kopf. Es ist ein Zeichen von Respekt, und die Höhe der Hände sowie die Tiefe der Verbeugung variieren je nach gesellschaftlichem Status der Person, die man begrüßt.

Gut zu wissen: Ein Wai wird von Reisenden nicht erwartet und kann auch durch ein freundliches Lächeln beantwortet werden. 

Koh Phlong, San Lang Mangkon

Warum haben plötzlich alle gelbe Klamotten an?

 

Eine interessante Tradition in Thailand ist die Zuweisung von Farben zu den Wochentagen. Diese Gewohnheit stammt aus der Astrologie und bezieht sich auf die Planeten und Götter, die mit jedem Tag verbunden sind. So hat jeder Mensch in Thailand automatisch eine Glücksfarbe: Es ist die Farbe des Wochentages, an dem er geboren wurde. 

Thailänder :innen glauben, dass das Tragen der richtigen Farbe am richtigen Tag Glück bringt, und manche Thais kleiden sich Woche für Woche in den Farben des jeweiligen Tages: Montags trägt man gelb, dienstags rosa und mittwochs sind tagsüber alle Kleider grün, grün, grün – und abends dann grau. Donnerstags setzt man Akzente in orange oder braun, freitags ist (Hell)blau die Farbe der Wahl und am Wochenende steht erst Lila und dann Rot auf dem Farbplan, der leider etwas aus der Mode gekommen ist. 

Besonders an Montagen und Feiertagen tragen immer noch viele Thais gelbe Kleidung, um den verstorbenen König Bhumibol Adulyadej zu ehren, der an einem Montag geboren wurde. Vor allem am 5. Dezember, seinem Geburtstag, der heute zugleich Nationalfeiertag und Vatertag ist, ist die Farbe Gelb allgegenwärtig. 

Der Respekt vor der Währung

 

Die thailändische Währung, der Baht, trägt das Porträt des Königs, was ihr eine besondere Bedeutung verleiht. Es ist daher wichtig, den Baht mit Respekt zu behandeln:
Banknoten sollten nicht achtlos zerknüllt und Münzen oder Geldscheine nicht fallen gelassen werden. Das Bild des Königs darf niemals beschädigt werden, da dies als respektlos gilt. Und falls eine Banknote zu Boden fällt, sollte man sie keinesfalls mit den Füßen festhalten oder aufheben. Da Füße als unrein gelten und das Bild des Königs heilig ist, wäre das ein großes Tabu. 

Wo kommt denn plötzlich die Musik her?

 

Im Radio ertönt täglich um 8 und 18 Uhr die thailändische Nationalhymne und auch an Bahnhöfen, in Einkaufszentren oder Parks wird sie mancherorts abgespielt und das hektische Leben macht eine kurze Pause. Wie bei Hymnen generell üblich, solltet Ihr ebenfalls aufstehen und innehalten. 

Wat Den Sali Si Mueang Kaen, Chiang Mai

Kleiner Tempel-Knigge

 

Thailand ist ein zutiefst buddhistisches Land, und Tempel (Wat) spielen eine zentrale Rolle im Alltag der Menschen. Ein Tempelbesuch ist eine besondere Erfahrung, erfordert jedoch auch angemessenes Verhalten: 

  • Kleidung: Männer und Frauen sollten ihre Schultern und Knie bedecken. Solltet Ihr spontan einen Tempel besuchen und nicht angemessen gekleidet sein, hilft Euch ein großes Tuch oder die schnell erworbene „Elefantenhose“ – und mancherorts könnt Ihr einen Sarong leihen, der Euch aus der Bredouille hilft. 
  • Schuhe: In vielen Tempeln heißt es „Schuhe aus“ und der Blick auf die Schuhregale davor ist ein durchaus ungewöhnlicher Anblick. Solltet Ihr welche tragen, könnt Ihr auch auf Socken weiterlaufen, nur barfuß ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „No go“.
  • Betreten des Tempels: Achtet darauf, nicht auf die Türschwelle zu treten, wenn Ihr in einen Tempel eintretet. Dort wohnen die Hausgeister, die nicht gestört werden möchten. Zu Geistern aller Art kommen wir gleich noch.
  • Haltung: Es ist unhöflich, mit den Füßen auf Buddha-Statuen oder Mönche zu zeigen. Die Füße gelten als der unreinste Teil des Körpers. 
  • Fotografieren: Achtet auf Schilder, ob das Fotografieren eventuell verboten ist. Generell gilt: Bitte fragen, bevor Ihr Mönche ablichtet. Aber das sollte man ja sowieso, bevor man fremde Menschen fotografiert. 
  • Mönche: Bitte berührt keine Mönche. Gerade Frauen sollten penibel darauf achten, denn für die Mönche ist ein umständliches Reinigungsritual vorgesehen, wenn dies passiert. 
  • Spenden: Eine kleine Spende zum Erhalt der Tempelanlagen wird gerne gesehen, ist aber natürlich keine Pflicht.
Geisterhäuschen, Thailand
Geisterhäuschen, Thailand

Geistergeschichten

 

Fast jedes Haus und Geschäft in Thailand hat ein Geisterhäuschen (San Phra Phum), ein kleines, kunstvoll gestaltetes Miniaturhaus, das auf einem Sockel steht. Es dient als Heim für die Geister des Grundstücks. Hausgeister beschützen das Anwesen und seine Bewohner vor Unglück und bösen Einflüssen. Es wird angenommen, dass sie in Harmonie mit den Lebenden existieren, solange sie respektvoll behandelt werden. Deswegen sieht man vor den Geisterhäuschen stets kleine Speisen, bunte Getränke, Blumen und Räucherstäbchen. Diese Opfergaben sollen die Geister besänftigen.

Da Thailand eine lange Tradition der Seefahrt und Fischerei hat, spielen Bootsgeister eine wichtige Rolle für die Sicherheit auf dem Wasser. Jedes Boot, vom kleinen Fischerboot bis hin zu großen Frachtschiffen, hat einen eigenen Geist, der über die Besatzung und die Fracht wacht. Insbesondere traditionelle Langboote, haben einen kleinen Schrein am Bug. Hier werden Blumenkränze, Räucherstäbchen oder auch bunte Stoffbänder angebracht, um die Bootsgeister zu ehren. Da sie auch Euch beschützen, solltet Ihr sie nicht verärgern.

Frauenhand, Thailand

Der Aberglaube spielt eine große Rolle

 

In Thailand ist Aberglaube ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und durchdringt viele Aspekte des Alltags. Hier einige der häufigsten Zeichen und Praktiken, die zeigen, wie tief verwurzelt der Glaube an das Übernatürliche in der thailändischen Kultur ist:
Ist euch schon mal aufgefallen, dass Thailänder und Thailänderinnen oft den Fingernagel am kleinen Finger länger wachsen lassen als die Nägel der restlichen Hand? Der lange Finger resultiert aus dem Aberglauben der Thais. Wenn der kleine Finger nicht bis zur oberen Linie am Ringfinger reicht, so bringt das angeblich Pech und der Reichtum lässt auf sich warten. Also hilft man einfach nach, indem man den kleinen Finger verlängert.

Apropos Nägel: Nägel in der Nacht zu schneiden, wird als unglücklich angesehen, da es angeblich das Leben verkürzt.

Die Zahl 9 (gao) gilt als besonders glücklich, da sie im Thailändischen ähnlich klingt wie das Wort für „vorankommen“. Menschen zahlen oft hohe Summen für Autokennzeichen, Telefonnummern oder Hausnummern, die die Zahl 9 enthalten.

Viele Thais tragen Amulette oder Anhänger mit Buddha-Bildern, die Schutz vor Unglück und bösen Geistern bieten sollen. Diese Amulette werden oft in Tempeln geweiht.

Thai Food

Thai Food: Schärfe und Gemeinschaft

 

Die thailändische Küche gehört zu den schärfsten der Welt. Gut, dass sich viele Köche des Landes auf unsere meist untrainierten Gaumen eingestellt haben und ihre Gerichte auch in abgeschwächter Form anbieten. So können wir ohne Feuer zu speien die würzigen Gerichte genießen. Damit ihr das richtige bestellt, hier ein paar Sprach-Tipps: 

Mai pet - Nicht scharf
Pet nid noi - Ein bisschen scharf
Pet dai - Scharf 
Pet pet - Sehr scharf

Dass sich in Thailand vieles ums Essen dreht, merkt man nicht nur an den allgegenwärtigen Garküchen und Verlockungen am Straßenrand. Die Frage "Kin khao rue yang?“, die sich die Thais als  eine Art "Wie geht's?" zur Begrüßung stellen, bedeutet übersetzt "Hast Du schon gegessen?", wörtlich übersetzt heißt es sogar "Hast Du schon Reis gegessen?". Dabei spielt es keine Rolle, wie spät es gerade ist, die Antwort lautet entweder "Kin-Leaw" (schon gegessen) oder "Yang" (noch nicht).

Beim Essen geht es normalerweise gemeinschaftlich zu, denn die Thais lieben es, gemeinsam zu essen. Dabei hat man nicht selten das Gefühl, die ganze Speisekarte auf einmal auf dem Tisch zu sehen. Es gilt als unhöflich, allein zu essen, wenn andere anwesend sind. Das Essen wird immer geteilt, und jeder nimmt sich kleine Portionen aus den gemeinsam bestellten Gerichten.

Eine praktische Abkürzung

 

Falls Ihr Euch schon mal gewundert habt, dass in Diskussionen in oder über Thailand oft die Zahl 555 benutzt wird, hier die Auflösung: Die Zahl 5 heißt auf Thai "Ha", 555 steht also für "Ha Ha Ha", quasi das thailändische LOL. 

Songkran, Thailand

Eine Zeitreise

 

Thailand hat eine eigene Zeitrechnung, die auf dem buddhistischen Kalender basiert. Während die westliche Welt das Jahr nach dem gregorianischen Kalender zählt, orientiert sich die thailändische Zeitrechnung am Jahr der Erleuchtung Buddhas. Aktuell ist das thailändische Jahr 543 Jahre voraus: Während es international 2024 ist, schreibt man in Thailand das Jahr 2567.

Wusstet Ihr, dass Ihr in Thailand gleich dreimal im Jahr Neujahr feiern könnt?

Ein bedeutender Meilenstein im thailändischen Kalender ist das traditionelle Neujahrsfest Songkran, das jährlich vom 13. bis 15. April gefeiert wird. Ursprünglich markierte Songkran den Beginn des neuen Sonnenjahres und diente dazu, das alte Jahr rituell abzuwaschen und mit neuen Segnungen ins kommende Jahr zu starten. Zu Songkran reinigen die Thailänder:innen ihre Häuser und Tempel. Buddha-Statuen werden mit Wasser übergossen, was als spirituelle Reinigung gilt. Ältere Familienmitglieder werden geehrt, indem man ihnen Wasser über die Hände gießt und sie um Segen bittet. Und auf den Straßen herrscht eine ausgelassene Stimmung und so manche Feierlichkeit endet normalerweise in einer Wasserschlacht. Sawadee Pi Mai!

Auch „unsere“ Silvesternacht wird in Thailand vielerorts mit Feuerwerk und Feierlichkeiten zelebriert. Zudem sind der 31. Dezember und der 1. Januar eines jeden „westlichen“ Jahres gesetzliche Feiertage.

Im Januar oder Februar schließlich – der Termin fällt immer auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar – wird das chinesische Neujahrsfest gebührend gefeiert, besonders von Thais chinesischer Abstammung. Im ganzen Land wird mit vielen Feuerwerkskörpern, bunten Prozessionen und ausgelassenen Straßenfesten das neue Jahr begrüßt.

Fazit: Respekt und Harmonie

 

Thailands Bräuche und Traditionen sind von tiefem Respekt für Religion, Familie und Gemeinschaft geprägt. Für Reisende bedeutet das, sich bewusst mit diesen Gepflogenheiten auseinanderzusetzen und sich offen auf neue Erfahrungen einzulassen. Denn wer mit einem offenen Herzen und Respekt reist, wird die wahre Schönheit Thailands entdecken – in den Menschen, ihrer Kultur und ihrer Lebensweise.

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Sabine, TAT Redaktion

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