Vierzehn Tage – und keiner davon langweilig. Mit einer leicht holprigen Bremsung kommt unser Mietwagen zum Stehen, die asphaltierte Straße endet gefühlt mitten im Dschungel. Wir setzen noch mal zurück, parken am Straßenrand, denn von hier aus geht es zu Fuß weiter. Schon beim Öffnen der Autotüren beginnt das Abenteuer und wir werden umringt von einer Geräuschkulisse aus Wasserfallgeplätscher und dem Gesang von Vögeln und Insekten. Nur ein paar Hundert Meter weiter liegt einer der beliebtesten Strände der Insel Koh Phangan. „Haad Than Sadet“ befindet sich an der Ostküste von Koh Phangan und war unser eigentliches Ziel an jenem entspannten Samstagvormittag. Doch wie es mit den meisten Abenteuer so ist: Sie kommen dann, wenn man nicht damit rechnet, und so wird ein Strandausflug zu einem unvergesslichen Insel-Abenteuer.
Ein leises Knacken unter meinen Sandalen lässt kurz innehalten. Unter mir die weiße Gischt sanfter Wellen. Vor mir mein Mann mit unserem Sohn. Auch seine Augen strahlen einen Mix aus Neugierde, Abenteuerlust und einer kleinen Portion Respekt aus. Vorsichtig, aber ohne zu zögern, setzt auch er einen Fuß vor den anderen. Wir stehen auf einer alten hölzernen Brücke, die ihre besten Tage bereits hinter sich hat. Wie eine mutige Piratenfamilie schreiten wir auf dem knorrigen Gerüst voran, durch eine abenteuerliche Kulisse, bestehend aus einer Handvoll ehemals bewohnter Bungalows. Die Ruinen laden uns zwischen gigantischen Klippen und dem Rauschen des Meeres zum vorsichtigen Entdecken ein. Diese heutigen „Lost Places“ lassen unsere abenteuerhungrigen Herzen höherschlagen. Auch wenn diese Behausungen in Vergessenheit geraten sind, sind sie gefühlt lebendige Orte. Sie leben von Erinnerungen und Urlaubsmomenten aus einer anderen Zeit und erzählen heute neue Geschichten zwischen Verfall und dem Rückgewinn der Natur.
Hier im Naturschutzgebiet im Osten der Insel lassen wir uns treiben, genießen neben abenteuerlichen Entdeckungen den Strand, samt gekühlter Getränke von der dort ansässigen Bar. Frisch gestärkt geht es weiter zum Wasserfall. Ein Hund kühlt sich im klaren Wasser ab, das Rauschen wirkt beruhigend nach dem adrenalingeladenen Vormittag. Wir treffen ein Pärchen, das zufrieden durchs frische Nass watet. Und auch unsere Füße planschen immer wieder – mal in fast ausgetrocknete Pfützen, mal durch reißende Wasserströme. Es sind die Tage, die uns vergessen lassen auf die Uhr zu schauen, an denen wir uns von einem Spektakel zum nächsten treiben lassen und hier in der Abgeschiedenheit der thailändischen Natur ganz nebenbei Marmeladenglasmomente für die Ewigkeit konservieren.
Doch das allerbeste kommt zum Schluss, und zwar an jedem einzelnen Abend, den wir in unserer Unterkunft direkt am Hin Kong Beach erleben. Wer sich jetzt fragt, wie man vom immer selben Ausblick so fasziniert sein kann, der hat die Sonnenuntergänge hier noch nicht erlebt. Es ist ein Festspiel aus Farben, Wolken und Gezeiten, dann, wenn die Sonne hinter der Kulisse des Nationalpark Mu Ko Ang Thong verschwindet. Und wir sitzen bei diesem Spektakel jeden Abend in der allerersten Reihe. Gespannt, wie sich das Wasser an diesem Abend zurückzieht und wie dann bei Ebbe kilometerweite Spaziergänge über den nassen Sand im Abendlicht möglich sind. Wie die untergehende Sonne sich auf dem innerhalb weniger Stunden entstandenen Strand spiegelt und wie dieses Naturschauspiel zu einem begehrten Magneten für Touristen, wild spielende Hunde und Einheimische wird. Ein paar Häuser weiter erwacht zu diesen Stunden das Leben und es dringen sanfte Café del Mar Rhythmen vom dort liegenden Restaurant zu uns rüber. Wir bekommen nicht genug von diesen Abenden, an denen unsere Blicke zwischen den Einheimischen, die jetzt im freiliegenden Schlick nach Meeresfrüchten und Muscheln suchen, und der untergehenden Sonne hin und her wandern. Über uns die Palmen, die uns im warmen Wind vor dem Einschlafen noch Mal zuwinken und vor uns das Meer, das an diesem Strand so massiv von den Gezeiten geprägt wird. Einige Stunden später hat das Meer sich das Land zurückgeholt und an jener Stelle, an der wir doch gerade noch im Sand gespielt haben, lässt sich dann für die morgendliche Erfrischung im hüfthohen Wasser schwimmen. Gleicher Ort, andere (Ge)zeit. Die Insel Koh Phangan verzaubert uns durch all diese verschiedenen Seiten, sie ist authentisch und luxuriös, erholsam und abenteuerlich. Und für uns daher immer wieder eine spannende Reise wert.