Keine Autos, einsame Strände, gemütliche Reggae Bars und Strom nur alle paar Stunden. Klingt nach einem Thailand wie vor 20 Jahren, oder? Nach einem Thailand, dass es schon lange nicht mehr gibt. Ja, das gleiche dachten wir auch. Bis wir auf Koh Phayam strandeten. Eine Insel, die so entspannt, so alternativ und so ursprünglich ist, dass wir es kaum glauben konnten.
Bereits die Ankunft war ein Highlight für sich, als wir nach 30minütiger Bootsfahrt am kleinen Pier anlegten. Auf vielen anderen Inseln wie Koh Samui, Phuket oder dem großen Koh Chang warten bereits unzählige Taxi-Fahrer, die dich bequatschen und dir überteuerte Transportpreise andrehen wollen. Nicht auf Koh Phayam. Hier wurden wir von freundlich lächelnden Einheimischen und witzigen Rollertaxi-Fahrern begrüßt, die alles andere als aufdringlich waren. Definitiv ein guter Einstand für die winzig kleine Insel in der Andamanensee!
Und wisst ihr was? Es ging genau so weiter! Fünf Nächte waren wir insgesamt auf Koh Phayam und möchten euch nun von den kleinen und großen Wundern der Insel vorschwärmen.
Eines davon ist die exotische Tier- und vor allem Vogelwelt. Bereits am ersten Tag durften wir direkt neben unserem Bungalow mehrere Nashornvögel in den Wipfeln der Bäume beobachten. Eine wunderschöne Tierart, die die letzten Jahre in Asien leider immer weiter verdrängt wurde, auf Koh Phayam aber noch in großer Stückzahl zuhause ist. Kein Witz: Nach vier Reisejahren in Asien hatten wir nur einen einzigen Nashornvogel gesehen. Nach einem Tag auf Koh Phayam konnten wir gleich fünf der einzigartigen Tiere entdecken! Unglaublich, oder? Ach ja, Affen sind ebenfalls Teil der Insel. An den Stränden sieht man sie zwar eher selten, dafür werdet ihr ganz sicher welche im Landesinneren entdecken.
Einsame Strände und Rastafari-Life
Womit wir auch schon beim Stichwort wären: Strände! Obwohl die Insel sehr überschaubar ist, gibt es einige davon. Von winzig kleinen Buchten, bis hin zu kilometerlangen Strandabschnitten ist alles vertreten. Doch lohnen sich die Strände überhaupt? Na klar, wir sprechen schließlich von Thailand! Viele sind sehr hell, puderzuckerfein und das Wasser ist türkisblau. Besonders gut gefallen hat uns die lange Buffalo Bay, die auf Thailändisch auch Ao Khao Kwai genannt wird. Sie wird durch ein paar Felsen im Wasser zweigeteilt und ist der zweitbeliebteste Strand der ganzen Insel.
An der Stelle müssen wir aber gleich Entwarnung geben: Beliebt heißt auf Koh Phayam, dass es nach wie vor extrem ruhig ist. Teilweise mussten wir uns den Strand nur mit einer Handvoll anderer Menschen teilen. In manchen Momenten fragten wir uns, wo all die Reisenden abgeblieben sind?! Trotz aller Ruhe und Entspannung gibt es entlang des Strandes aber auch ein paar relaxte Bungalowanlagen mit angrenzenden Restaurants und Bars.
Das größte Highlight am Ao Khao Kwai ist ohne Wenn und Aber die berühmte Hippie Bar. Noch nie zuvor haben wir eine Strandbar besucht, die auf der einen Seite so liebevoll und auf der anderen Seite so rustikal errichtet wurde. Stellt euch dazu am besten einen alten Piratenunterschlupf vor, der komplett aus Holz besteht und auf mehreren Ebenen verläuft. Anstatt Piratengebrüll, dringen allerdings sanfte Reggae-Klänge in euer Ohr und die vor Ort arbeitenden Thai-Rastafaris haben definitiv verstanden, was Gemütlichkeit bedeutet. Auch das Essen in der Hippie Bar ist extrem lecker, wenn auch etwas teuer für Thai-Verhältnisse.
Sonnenuntergänge, die dich staunen lassen!
Nach einem lässigen Badetag an der Buffalo Bay lohnt es sich abends auf den Roller zu springen und zum Long Beach zu düsen. Der Long Beach am südlichen Ende Koh Phayams gilt als Hauptstrand der Insel mit den meisten Hotels, Restaurants und Bars. Aber auch hier gilt: Sowohl untertags als auch abends ist es sehr angenehm voll. Keine Spur von Massentourismus und Hotelbunkern.
Stattdessen warten hier die schönsten und romantischsten Sonnenuntergänge der ganzen Insel auf dich! Der kugelrote Ball verschwindet direkt hinter dem Ozean und taucht dabei den gesamten Strand sowie die Wasseroberfläche in ein wohliges, rot-oranges Licht. Ein Moment, in dem wir ein paar Freudentränen einfach nicht verkneifen konnten, während wir uns in den Armen lagen und das gewaltige Naturschauspiel beobachteten. Romantischer geht’s kaum!
Richtig gute Thai-Küche kannst du übrigens im Restaurant des JJ Resort am Long Beach bestellen. Die Preise sind im Vergleich zu den umliegenden Strandrestaurants etwas niedriger und das Personal war super-freundlich. Außerdem sitzt man direkt im Sand und bekommt auch von hier einen grandiosen Blick auf den Sonnenuntergang.
Holprige Straßen und abgenutzte Roller
Um die beiden Strände und weitere Highlights der Insel, wie zum Beispiel den kleinen Hafentempel oder einen Aussichtspunkt, miteinander zu verbinden, könnt ihr euch wie in Thailand üblich einen Roller leihen. Die meisten Unterkünfte bieten passende Scooter an. Wundert euch nicht, wenn sie etwas älter sind und schon einige Kilometer auf dem Buckel haben. Neue Roller sind auf Koh Phayam genau so selten wie unentspannte Menschen.
An dieser Stelle möchten wir aber eine kleine Warnung aussprechen: Die Straßen der Insel sind so lala. Manche waren gut geteert, manche sind aufgeplatzt und andere wiederum ähneln absoluten Schotterpisten. Außerdem liegt fast immer Sand auf den Straßen, was das Fahren etwas schwieriger macht. Nutze deshalb nur einen Roller, wenn du schon genügend Erfahrung in Thailand gesammelt hast.
Ein ursprüngliches Paradies…
… das vielleicht bald keines mehr ist. Wie alles im Leben verändert sich auch Koh Phayam. Aktuell verfügen die meisten Unterkünfte noch über keinen dauerhaften Strom, es fahren keine Autos und auch große Hotelbunker sucht man zum Glück noch vergeblich.
Die Frage ist nur: wie lange noch? Der erste Geldautomat wurde bereits aufgestellt und auch die Regierung plant, einen fixen Stromanschluss in den nächsten Jahren vom Festland auf die Insel zu verlegen. Sobald das passiert, wird Koh Phayam einen schnellen Wandel erleben. Die ersten 7eleven werden den Weg auf die Insel finden, große Resorts gebaut und auch ausufernde Partys nicht lange auf sich warten lassen.
Deshalb unsere dringende Empfehlung an dich: Wenn du heute noch ein Thailand wie vor 20 Jahren erleben willst, dann ab mit dir nach Koh Phayam! Die Insel ist ein Paradies für alle Reisende, die auf Luxus verzichten können und ein einzigartiges Gefühl zwischen all dem suchen. Ein Gefühl, durch das Koh Phayam zumindest für uns zu einer sehr besonderen Insel geworden ist!
