Kurz nach Sonnenuntergang hebt der Schöpfer den Taktstock, und die Grillen beginnen ihr Konzert. Nur etwa zehn Minuten lang ist das ohrenbetäubende Stück, und wiederholt sich kurz vor Sonnenaufgang. Ins offene Bad schwirrt ein verwirrter Kokosnuss-Käfer und glotzt mich blöde an. Die Natur ist groß hier, und der Mensch klein.
Koh Phra Thong liegt ein gutes Stück nördlich von Khao Lak in der Andamanensee – bis vor kurzem hatte ich noch nie von diesem Ort gehört. Unbedingt wollte ich die gar nicht so kleine Insel erkunden. Die Anreise erfolgt mit dem Boot, das man sich über ein Reisebüro, direkt am Pier oder über das Resort, in dem man auf der Insel bleiben möchte, chartern kann.
Die Handvoll Resorts sammeln sich um eine gemütliche Bucht, und geht der Strand noch zu beiden Seiten über Kilometer weiter, ist er doch vollkommen leer, nur bewachsen von den pinienähnlichen Kasuarinen, die seit dem Tsunami immer weiter ins Inselinnere vorstoßen, dichtem Unterholz und vereinzelten Palmen.
Eine schmale, befestigte Straße verbindet zwei der drei Fischersiedlungen miteinander, beide haben einen kleinen Pier, aber keine Einkaufsmöglichkeiten. Alle weiteren Orte sind durch Sandpisten miteinander verbunden, die mit einem Roller eher schwer zu befahren sind. Trotzdem lohnt es sich, ein wenig die Insel zu erkunden: Nachdem ich von einer Resort-Angestellten einen Motorroller ausleihen durfte, fahre ich durch afrikanisch anmutende Savannenebenen und verwunschene Mangrovensümpfe – eine spannende, kontrastreiche Landschaft fernab der üblichen Insel-Vegetation.
Vom Hornbill Hill, einem kleinen Felsen am südlichen Ende der Bucht, kann man mit etwas Glück junge Schildkröten beobachten, auch stehen Kanus bereit, um die vorgelagerten Inselchen zu erreichen. Ausflüge werden in die Savanne angeboten.
Stundenlang spaziere ich am Strand und sammle fantastisch geformte Muscheln. Hier treffe ich nur selten einen anderen Menschen, der auf der gleichen Mission ist wie ich. Bald werde ich zurückkehren in meine Hütte, denn die Sonne geht unter. Strom gibt es nur, wenn der Generator angeschmissen wird. Wer palmengesäumten Luxus erwartet, ist auf der falschen Insel gelandet. Auf Koh Phra Thong waltet unspektakuläre Ruhe – und die Grillen. Wundervoll!